Aus Teil I und II wisst ihr bereits, worum es geht.. Nun ohne weitere Umschweife die nächsten Kategorien:
Menschen und Mentalität
- Ganz eindeutig haben Briten ein anderes Wettergefühl als ich. Ich bin auch eine kleine Frostbeule, aber ich bin hoffentlich nicht die einzige, die bei 15° und Wolken nicht in Kleidern, Shorts und kurzärmligen T-Shirts durch die Stadt zu laufen würde.
- Sehr umständlich ist das permanente Umrechnen von Einheiten. So gibt es hier Meilen, Yard, Fuß und Zoll. Weil es anscheinend vielen Touristen schwer fällt eine ungefähre Größeneinschätzung bei diesen Angaben zu haben, sind zum Glück meistens auch die Meterangaben daneben zu lesen.
- Es ist unmöglich als Touri nicht aufzufallen. Anscheinend ist ein großer roter Backpacker ein unübersehbarer, stummer Hilferuf an für alle Einheimischen. So wurde ich, obwohl ich wusste wohin ich wollte, vom Eingang des Bahnhofs in Liverpool bis ich auf dem Bahnsteig stand 4 Mal gefragt, ob ich Hilfe benötige und wisse wo ich hinwolle. Ebenso mit Karte oder Handy in der Hand und fragend in die Gegend guckend, ist sehr hilfreich, wenn man zu schüchtern ist jemanden anzusprechen. Es eilt auf jeden Fall jemand zu Hilfe.
- Touristen kann man meistens sehr gut erkennen, wenn der Regen anfängt. So wie auch ich zu Beginn, rennen Touristen in den nächsten Laden, beschleunigen ihren Gang, versuchen sich unterzustellen und kramen verzweifelt den Regenschirm aus dem Rucksack. Briten hingegen lässt der Regen kalt. Gemütlich spazieren sie weiter, setzen eventuell eine Kapuze auf und lassen die Dusche über sich ergehen.
- Die walisische Sprache scheint die Menschen tief mit ihrer Kultur zu verwurzeln. Jedes Schild, jeder Flyer und jede E-Mail wird sowohl in Englisch als auch in Walisisch geschrieben. Wobei mir aufgefallen ist, dass es Zungenakrobatik benötigt einige Wörter auszusprechen, da sie keine Vokale beinhalten. Außerdem frage ich mich ab und an mal, wo genau mache Wörter so herkommen… Polizei – Police – Heddlu?
- Bei ein paar Unterhaltungen habe ich herausgefunden, dass walisisch spätestens in der Grundschule gelernt wird. Des Weiteren folgt das Adjektiv nach dem Substantiv. Insgesamt ist es für den ungeübten Touristen (mich) eine äußert schwierige Sprache.
- Liverpool ist für Englisch-Anfänger katastrophal, um die Sprache zu lernen und sich zu verständigen. Selbst die Waliser, denen ich von meinem Liverpool Aufenthalt erzählt habe, haben Probleme die Leute dort zu verstehen.
- Mit einer Angabe wie „19 Uhr“ wird man etwas schief angeguckt, obwohl vor allem Buszeiten auch genau in diesem Zeitformat angegeben werden.
- Was mich wahrscheinlich am meisten hier schockiert hat, war es Kinder an Leinen zu sehen. Vermutlich ist das manchmal die einzige Möglichkeit in einer Metropole oder Menschenmasse, aber für mich ohne Kinder schwer nachzuvollziehen.
Öffentliches Leben
- Fast alle Geschäfte schließen um 17 Uhr. Besonders als Großstadtkind war es für mich erschreckend, dass auf einmal die Straßen wie leergefegt waren und alles zu hatte. (Nur die Supermärkte haben bis um 23 Uhr offen.)
- Eine wirklich tolle und manchmal tagesrettende Eigenschaft hier ist, dass so ziemlich alles auch sonntags geöffnet hat. Es ist kein Problem shoppen zu gehen, den Wocheneinkauf zu tätigen oder Museen und Attraktionen zu bestaunen.
- Freies Pinkeln für alle! Es gibt diverse öffentliche Toiletten, die sauber und kostenlos sind. Klar, gibt es auch Toiletten, für die Geld verlangt wird. Das sind dann aber nur um die 20 Pence und ist eher selten anzutreffen.
- Es hat fast zwei Wochen gedauert bis ich mich an die vollkommen irrational gewählten Größen von Münzen gewöhnt hatte. So ist ein 2 Pence Stück größer als eine 1 Pfund Münze.
- Hier ist alles teurer. Auf den meisten Produkten stehen sehr ähnliche Zahlen drauf wie man sie auch in Berlin finden würde. Nur die Währung ist das Problem. Da der Pfund etwas höher im Kurs steht als der Euro, bezahlt man bei jedem Einkauf umgerechnet mehr Geld als man in Berlin für die gleichen Produkte ausgegeben hätte.
- Mit 19 in Großbritannien zu leben ist sehr schwierig. Weder hochprozentigen Alkohol (nicht, dass ich das gleich als erstes probiert hätte 😀 ) noch Küchenmesser bei Ikea durfte ich kaufen. Auch auf der Suche nach einem Mietwagen blieb ich erfolglos. Dabei interessiert es niemanden, dass ich bereits 2 Jahre Fahrerfahrung habe. Zum Glück darf ich schon in Bars gehen und Bier kaufen. Ich fühle mich wieder wie 16.
- Cardiff und Swansea sind sehr schmutzig und ungepflegt außerhalb der zentralen Orte. Es liegt überall Müll und die Straßen und Gehwege sind schief oder aufgerissen.
- Mit am meisten hat mich schockiert, dass ich die Flaschen abgesucht habe und keinen Hinweis auf Mehr- oder Einweg gefunden habe. Ich schmeiße also täglich Plastikflaschen schweren Herzens in den Müll.
- Polizei und Krankenwagen sind in neongelb bzw. neonorange anzutreffen.
- Die Polizeisirene hat diverse verschiedene Sirenengeräusche.
Universität und Studentenleben
- Man fühlt sich willkommen. Als Erasmus-Studentin hätte ich gedacht, dass ich mir vieles erfragen oder selbst herausfinden muss. Zum Glück gab es 3 verschiedene Einführungsveranstaltungen, in denen alle Fragen geklärt wurden.
- Anwesenheitspflicht ist ein Fremdwort für alle Informatiker an der HU. In Swansea hingegen kann es Konsequenzen haben unentschuldigt zu fehlen. So muss sich jeder Student vor der Stunde mit seinem Studentenausweis an der Tür anmelden.
- Die Lehrveranstaltungen beginnen zu jeder vollen Stunde und dauern 50 Minuten. Somit bleiben exakt 10 Minuten quer über den Campus zu spurten, um pünktlich in der nächsten Stunde zu sitzen.
- Die ersten zwei Wochen sind vollgepackt mit Events wie dem Freshers Ball, Oktoberfest und Comedy Abend.
- Studenten engagieren sich in Societies für ihre und anderer Leute Interessen. Daraus entstehen Societies in jedem erdenkbaren Bereich von Fachbereichen wie Physik zu sämtlichem Sportangebot und Fan-Gemeinschaften.
- Es gibt in einem Unigebäude einen Supermarkt, sowie einen Club und eine Bar.
- In der Bibliothek ist trinken und essen erlaubt. An der HU darf man nicht einmal seine Tasche mit hineinnehmen.
Obwohl ich mit Sicherheit nicht alle Bereiche abgedeckt und nicht alle Unterschiede gefunden habe, soll es trotzdem das nun gewesen sein. Vielleicht habt ihr das ein oder andere auch schon mal im Urlaub erlebt oder ihr achtet das nächste Mal drauf. Wie auch immer euch diese Unterschiede weiterbringen, ich hoffe ihr hattet so viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben. Auf jeden Fall ist es wunderbar, wie verschieden diese beiden Länder sind, obwohl sie doch von außen sehr ähnlich wirken, oder nicht?