Obwohl es wieder eine Weile ruhig um mich war, war ich doch nicht untätig. Bin gereist, hab fleißig Fotos geschossen und das ein oder andere erlebt. Trotzdem streikten meine Finger als es ans Schreiben ging und brachten keine vernünftige Zeile zustande. Aber: Ich schwöre feierlich Besserung! Weshalb ich die Tastatur massakriere und natürlich alles aufholen werden. Doch nun genug über meine Schreib(un)fertigkeiten und mehr über meine Gedanken zu weiteren Unterschieden zwischen zwei eigentlich ähnlichen Kulturen und wie man diesen Kulturschock überwindet:
Essen und Trinken
- Das englische Frühstück war für mich sehr gewöhnungsbedürftig, da es enorm salzig ist und in Butter/Öl schwimmt. Bereits nach dem zweiten waren meine Lippen vom Salz ausgetrocknet und mein Gürtel hat ein neues Gürtelloch entdeckt.
- Es gibt hier keine leckeren Würstchen! Nach mehrmaligen Anläufen habe ich es aufgegeben ein knackiges Würstchen zu finden. Selbst die Hot Dogs bei Ikea sind nicht mal halb so gut wie die in Berlin.
- Nachdem ich in den ersten Tagen genug vom Englischen Frühstück hatte und etwas essen wollte, das ich auch aus Berlin kenne, ging ich also zu Subway. In meiner Routine bestellte ich das gleiche wie immer, was einen äußert fragenden Blick bei der Verkäuferin auslöste und ihre unverständliche Antwort ein noch fragenderes Gesicht bei mir auslöste. (meistens kein Cheddar und auch keine Joghurt Soße.) Ähnlich lief es beim Belohnungs-Hot-Dog bei Ikea ab: Es gibt leider keine Röstzwiebeln und die Würstchen schmecken nicht!
- „Laverbread!“ – „Love-was?“ – „L-A-V-E-R-B-R-E-A-D!“ – „Ahh… Was?!“ – „Seetang, eine walisische Spezialität.“ Damit war eine Geschmacksprobe für mich hinfällig. Frisch vom Markt, morgens auf der Stulle soll es wunderbar schmecken. Wer weiß…
Orte
- Ortschaften, die viel ausgewiesen oder auf der Karte eingezeichnet sind, müssen nicht unbedingt sehr groß sein. (Siehe Betws-y-Coed)
- Überall gibt es Hügel und Berge! Was habe ich geschnauft und geprustet in meinen ersten Tagen. Als waschechte Berlinerin war es für mich unvorstellbar, dass ich tatsächlich eines Tages jeden Morgen einen Berg hinunter und den selbigen abends wieder hochlaufen muss. Allerdings ergeben sich dadurch wunderschöne Aussichten und meine Kondition sowie mein Po waren kaum mehr wiederzuerkennen.
- Aus dem Flugzeug betrachtet, leuchten Großbritanniens Städte sehr viel mehr. Die Aussicht war wunderschön und sehr beeindruckend.
Unterkunft
- Die Wasserhähne für Warm- und Kaltwasser sind an den meisten Waschbecken getrennt und so weit auseinander, dass es unmöglich ist eine angenehme Wassertemperatur heraus zu bekommen. Entweder verbrüht man sich die Finger fast oder man vereist sie.
- Obwohl man beim Zähneputzen das Wasser aus der Leitung gleich wieder ausspuckt, so hat man doch einen deutlichen Chlor Geschmack im Mund, was sehr gewöhnungsbedürftig ist. Auch beim Duschen ist mir das Wasser Zuhause viel lieber.
- Beim Suchen einer Wohnung in Swansea ist aufgefallen, dass die Briten ihre Waschmaschinen stets in der Küche haben. Etwas ungewöhnlich, aber in meiner Wohnung war woanders auch kein Platz.
- Da ich in einer eigenen Wohnung in Swansea lebte, musste ich natürlich auch sämtliche Nebenkosten bezahlen. Jedoch läuft das etwas anders ab: Für Gas und Strom gibt es je eine Karte bzw. einen Schlüssel, die im Supermarkt neben an mit Geld aufgeladen werden müssen. Wenn kein Geld drauf ist, dann sitzt man irgendwann ohne Licht oder Heizung da.
- Auf meiner Reise in den vielen Unterkünften und auch in meiner Wohnung gibt es einfach keine Schlösser an den Toilettentüren. Privatsphäre wird überbewertet.
- In den vielen verschiedenen Hotels/B&Bs hatte ich jedes Mal ein anderes Duschsystem. Bevor ich also unter die Dusche stieg, musste ich zuerst herausfinden wie genau ich Wasser und noch dazu in einer erträglichen Temperatur aus dem Duschkopf bekomme. (Einmal war ich ungeschickt und hatte viele rote Flecken nach dem Duschen von kochend heißem Wasser.)
- Bisher habe ich im Hotel, B&B oder in meiner Wohnung nur Steckdosen mit Schaltern gesehen. Wenn das Wasser nach 5 Minuten im Wasserkocher noch immer nicht warm ist, sollte man also diesen Schalter einmal kontrollieren.
- Der Standard, wenn es um Wohnungen geht, ist deutlich niedriger als in Deutschland. Es fiel mir extrem schwer mit den hohen Kosten für wenig Komfort und Hygiene klar zu kommen. Doch man gewöhnt sich an alles. Einmal durchgeputzt und sämtliche Spinnen in die Freiheit gesetzt, fühlt man sich direkt wohler. und schließlich gibt es nicht, was eine ordentliche Ladung Gaffer Tape nicht reparieren kann.
Beim Schreiben war mir alles so präsent, als wäre ich erst gestern dort gewesen. Doch die Ernüchterung im nächsten Moment, dass ich bereits seit 488 Tagen wieder zurück bin, ist dann umso stärker. Gerade deswegen kann ich meine Swansea Reise in einer Woche kaum noch erwarten!