Diese kleine Stadt beherbergte einst einen der größten Literaten seiner und unserer Zeit. Vier Stunden Busfahrt von Swansea entfernt und mit meinem Bruder als Reisebegleitung, hat es sich also angeboten einmal auf Shakespeares Spuren zu wandeln, in seiner Schule zu lernen und ihm bis an sein Grab zu folgen.
Shakespeares Schule
Unsere Jagd Shakespeare besser kennenzulernen begann in seiner Schule. Nach einem kleinen Einführungsfilm ging es in das Klassenzimmer, in dem er auch einst saß. Mit einem sehr authentischen Schauspieler fühlte man sich doch wieder wie auf der Schulbank. Nur eben 500 Jahre früher also mit komplett anderen Sitten, Werten und Normen, welche für heutige Verhältnisse überaus befremdlich erscheinen. So gab es keine Tische in dem Raum (die Schüler haben größtenteils gelesen und mussten sich alles andere merken), Psalmen aus der Bibel wurden gelernt, analysiert und abgefragt und nicht selten wurde von der Rute Gebrauch gemacht, wenn Ungehorsam oder Regelverstoß vorlagen. Unsere Zeitreise ins Jahr 1575 war dann durch das Schreiben mit einer Feder und einigen Kostümen zum Anprobieren komplett.
Royal Shakespeare Company (RSC)
Mit dem Ziel eine tolle Ansicht über Stratford-upon-Avon steuerten wir das Theaterhaus mit neu gebautem Turm an. Leider wurde aus dem Panoramablick nichts, da es zu windig war und somit der Turm geschlossen hatte. Schade, aber als Ausgleich war die Ausstellung über viele Inszenierungen von Shakespeares Theaterstücken an diesem Tag kostenlos. Somit fanden wir uns kurze Zeit später in „It’s the play’s thing“ wieder. Diese kleine interaktive Ausstellung war sehr schön gestaltet und eröffnete ganz interessante Fakten über vergangene Aufführungen und Spezialeffekte. So lernte ich beispielsweise, dass früher in blutig inszenierten Kämpfen das Blut von Tieren verwendet wurde und sogar echte menschliche Schädel auf der Bühne ihren Einsatz fanden. Zum Glück wurde für das Brechen von Knochen hinter der Bühne eine harmlosere Methode gefunden, nämlich das knacken einer frischen Karotte.
Holy Trinity Church
Diese Kirche ist jährlich für viele Touristen Anlaufpunkt, da hier das Grab von Shakespeare, seiner Frau und ein paar weiterer Familienmitglieder zu finden ist. Nach einer Spende von 4 Pfund und einiger Infoplakate über seine Religion, Hochzeit und Beerdigung stand man vor dem in den Boden eingelassenen Grabstein.
Shakespeares Geburtshaus
Beim Schlendern durch eine der Haupteinkaufsstraßen in Stratford-upon-Avon steht man plötzlich und ganz unvermittelt vor einem sehr alten und zerbrechlich wirkenden Haus. An den Touristen, die davor Fotos machen, kann man erkennen, dass es sich um eine bedeutende Sehenswürdigkeit der Stadt handelt. Bei näherem Betrachten und unter Einbeziehen der Stadtkarte stellte sich dann heraus, dass doch tatsächlich Shakespeare in diesem Haus geboren und aufgewachsen ist. Anlässlich wurde daneben ein Museum errichtet, das ich mit einem Blick auf die Uhr und in den Geldbeutel (Studententicket für 15 Pfund für eine Stunde) nicht besichtigte. Allerdings hat der Museumsshop einen kleinen Einblick und jede Menge Souvenirs (darunter auch ein Monopoloy über Shakespeare und die Stadt) geboten.
Leider habe ich in der kurzen Zeit nur einen Teil der Sehenswürdigkeiten abarbeiten können. Shakespeare’s Birthplace, Shakespeare’s New Place, Hall’s Croft, Anne Hathaway’s Cottage und Mary Arden’s Farm sind weitere mit Shakespeare verbundene Orte, die einen in seine Lebzeit einladen (Kombiticket verfügbar). Insgesamt ist Stratford-upon-Avon mit einem kleinen Markt, dem vielen Grün und am Fluss Avon gelegen sehr idyllisch und für jeden, ob mit Shakespeares Werken vertraut oder nicht, empfehlenswert zu besichtigen.